Fränkisches Gelbvieh
Region: Mittelfranken, Oberfranken, Unterfranken
Großes Rind mit Wiedererkennungsmerkmal
Das Gelbvieh ist ein großwüchsiges, langes Rind mit guter Bemuskelung und starkem Knochenbau. Es hat eine einfarbig hellgelbe bis rotgelbe Fellfarbe. Normalerweise hat das Gelbvieh ein helles Flotzmaul, manchmal kann dies auch dunkel gefärbt sein, was evtl. auf die Einkreuzung des Roten Dänischen Milchviehs zurückzuführen ist. Außerdem weist das Rind sehr harte Klauen auf und ist behornt, es gibt jedoch auch genetisch hornlose Tiere. Ihre Milchleistung liegt bei ca. 5.600 Kilogramm Milch pro Jahr. Hinsichtlich der Fleischqualität hat das Gelbvieh einige besondere Eigenschaften: ein langanhaltendes Fleischwachstum bis zu Lebendgewichten von 700 Kilogramm in der Bullenmast ohne wesentliche Verfettung des Schlachtkörpers und eine überdurchschnittliche Schlachtkörperlänge mit besonders ausgeprägten Fleischpartien von Keule und Rücken.
Besonders hervorzuheben sind beim Frankenvieh die hohe Schlachtausbeute und ein feinfaseriges, gut marmoriertes Fleisch von ausgezeichnetem Geschmack.
Durch intensive Zucht entstanden
Das heutige Gelbvieh oder auch gelbes Frankenvieh genannt, stammt ursprünglich vom altfränkischen roten Rind ab. Dabei handelt es sich um einen germanischen Landschlag, der sich durch seine Kleinwüchsigkeit, seine dunkelrote Farbe, weiße Schwanzquasten und häufig Bauchflecken auffällt.
Das altfränkische Rind wurde bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts als „Frankenvieh“ bezeichnet.
Da es sich um ein kleines, leichtes und spätreifes Tier handelte, konnte es den damaligen modernen Ansprüchen der Landwirte nicht mehr genügen.
Ab 1800 wurden deswegen zahlreiche Rassen in das einheimische Vieh eingekreuzt. Eine größere Bedeutung für die Entwicklung einer einheitlichen Rasse in Franken hatte jedoch nur der Kreuzungsversuch mit dem Heilbronner Vieh, einer Kreuzung aus rotbraunem Vieh am Neckar mit möglichst einfarbigen Simmentalern, ab Mitte des 19. Jahrhunderts. Daraus entstand das Scheinfelder Vieh, das sich durch bessere Eigenschaften in Wüchsigkeit, Frühreife, Arbeitsleistung und Mastleistung auszeichnete. Da bei der Zucht hauptsächlich auf die gelbe Farbe Wert gelegt wurde, verlor der Scheinfelder Schlag jedoch bald an Bedeutung.
Bis Anfang der 1890er Jahre wurden Simmentaler in das fränkische Vieh eingekreuzt, um ein erstmaliges Zuchtziel zu erreichen, nämlich ein großes, leicht mastfähiges Zugrind mit der als Erkennungsmerkmal anzusehenden Einfarbigkeit.
1897 beschloss man, keine weiteren Kreuzungen mehr durchzuführen. Mit zunehmender Mechanisierung nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Bedeutung der Zugleistung ab, und man konzentrierte sich vermehrt auf eine Steigerung der Milchleistung von Gelbvieh. Dazu kreuzte man Rotes Dänisches Milchvieh ein. Die Milchleistungssteigerung hatte jedoch Einbußen in der Fleischleistung zur Folge, sodass bald wieder die Reinzucht im Vordergrund stand.
Von den 1912 allein in Mittelfranken gehaltenen knapp 40.000 Bullen und Ochsen wurden über 30.000 sowie 60 Prozent der Kühe als Arbeitstiere genutzt.
Damit hatte das Gelbvieh einen festen Platz in der fränkischen Landwirtschaft und wurde in andere Gegenden, auch ins Ausland, exportiert.
Für Mutterkuhhaltung geeignet
Die ehemalige Dreinutzungsrasse wird heute als fleischbetonte Zweinutzungsrasse gehalten. Dabei ist das Gelbvieh bekannt für seine Frühreife, gute Fruchtbarkeit, problemloses Abkalben, Frohwüchsigkeit, lange Nutzungsdauer und seinen gutmütigen Charakter. Diese Eigenschaften bringen viele Vorteile für die Mutterkuhhaltung mit sich.
Die Bestände des Fränkischen Gelbviehs sind stark rückläufig.
Es kann wegen seiner geringen Populationsgröße mit dem Zuchtfortschritt bezüglich Milchleistung von Fleckvieh nicht mehr mithalten und wird deswegen auf vielen fränkischen Betrieben durch hochleistende Rassen ersetzt. Außerdem ist es in einer Region beheimatet, in der der Strukturwandel der Agrarwirtschaft deutlich zu spüren ist.
Die Zahl der Herdbuchkühe sank von 1960 bis 2010 von 21.813 auf nur knapp 3.000 Tiere. Dementsprechend sank im gleichen Zeitraum die Zahl der Gelbvieh haltenden Betriebe von 8.514 auf 96.
Im Jahr 2010 sind 3.018 Kalbungen reinrassigen Gelbviehs in Bayern zu verzeichnen, was einem Anteil von nur 0,29 Prozent aller 2010 in Bayern geborener reinrassiger Kälber entspricht. Bei der FAO ist das deutsche Gelbvieh bereits als gefährdet eingestuft, es befindet sich außerdem in der "Roten Liste der gefährdeten einheimischen Nutztierrassen in Deutschland 2010" in der Gefährdungsklasse "Erhaltungspopulation".
Rarität
Die alte Rasse Fränkisches Gelbvieh ist ein Passagier der Arche des Geschmacks – benannt als "Gelbvieh".
Das internationale Projekt der Slow Food Stiftung für Biodiversität schützt weltweit etwa 6.000 regional wertvolle Lebensmittel, Nutztierarten und Kulturpflanzen vor dem Vergessen und Verschwinden, die unter den gegenwärtigen ökonomischen Bedingungen am Markt nicht bestehen oder "aus der Mode" gekommen sind.
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