Nürnberger Glühwein
Region: Mittelfranken
Auf den Christkindlesmärkten wärmt Glühwein von innen
Der Begriff "Nürnberger Glühwein" entstand in den 1950er Jahren. Durch seine besondere Würzung mit Heidelbeeren erlangte er eine besondere Qualitätsstellung und hob sich von allen anderen bis dahin hergestellten Glühweinen deutlich ab. Glühwein wird am liebsten in der Weihnachtszeit und dann vor allem auf Christkindlesmärkten getrunken. Es handelt sich um einen mit verschiedenen Gewürzen verfeinerten Rotwein, der heiß getrunken wird. Der Alkoholgehalt liegt bei neun bis zehn Prozent.
Der vorweihnachtliche Verkaufsmarkt auf dem Hauptmarkt der Stadt Nürnberg lässt sich bis zum Ende des 16. Jahrhunderts / Anfang des 17. Jahrhunderts zurückverfolgen. Da Nürnberg (Bayerischer Genussort) der Kreuzpunkt zweier wichtiger Handelsstraßen war, war Nürnberg seit dem Spätmittelalter ein bedeutender Handelsplatz für Gewürze aus dem Orient, Indien, Ceylon und Madagaskar. Beliebte Gewürze waren neben Salz und Safran vor allem Pfeffer, Ingwer, Gewürznelken, Zimt, Muskat und Kardamom (Stadtlexikon Nürnberg). Hier liegt wohl der Ursprung für die Würzung von Wein, Lebkuchen und Bratwürsten.
Nürnberger Glühwein wird seit ca. 1970 auf dem Nürnberger Christkindlesmarkt ausgeschenkt, der Nürnberger Glühwein aus Weißwein seit ca. 1998. Der Nürnberger Christkindlesmarkt ist einer der ältesten und berühmtesten Christkindlesmärkte der Welt. Traditionell gehören zum Christkindlesmarkt nicht nur handgearbeiteter Weihnachtsschmuck, sondern auch Nürnberger Bratwürste, süße Leckereien wie Nürnberger Lebkuchen sowie trinkfertiger Nürnberger Glühwein und Nürnberger Glühwein aus Weißwein nach Hausrezepten von Nürnberger Herstellern. Die jährlich viele Millionen Besucher aus der ganzen Welt genießen ihn vor Ort und nehmen ihn gerne in Flaschen als typisches Souvenir mit.
Seit 1990 wird der Nürnberger Glühwein und der Nürnberger Glühwein aus Weißwein in speziellen Porzellan-Sammeltassen ausgeschenkt, die jährlich variieren und neu designet werden. Diese gibt es nur am Nürnberger Christkindlesmarkt und einmal ausgetrunken stellen sie ein beliebtes Souvenir und Sammlerobjekt dar. Der Nürnberger Glühwein und der Nürnberger Glühwein aus Weißwein wird von den traditionellen Herstellern in alle Welt geliefert. Der Nürnberger Christkindlesmarkt ist selbst ein „Exportschlager", in vielen Ländern der Welt wie beispielsweise in Chicago, USA, und in Shanghai, China, finden nachgeahmte Märkte statt, wofür eigens Original Nürnberger Glühwein und Nürnberger Glühwein aus Weißwein von den Nürnberger Betrieben angeliefert wird.
Schon die Römer zogen gewürzte Weine vor
Egal in welchem Jahrtausend: Was gut schmeckte, könnte auch noch besser schmecken. Und so haben schon die alten Griechen Wein mit Wasser, Honig und Gewürzen gemischt, denn je exotischer die Herkunft der Zutaten, desto besser die Weine. Auch die Römer zogen Mix-Weine dem reinen Wein vor und folgten dem Vorbild der Griechen, die als Feinschmecker des Altertums gelten könnten: Kulinarisches aus ihrem Land war im alten Rom gefragt. Eine Tradition, die sich über die Jahrhunderte bis heute gehalten hat. Karl der Große mochte Würz-Wein, ebenso der französische Sonnenkönig. Schon damals wurde dieser Wein warm getrunken.
Im späten Mittelalter galt: Wer reichlich gewürzten Wein anbot, war nicht nur steinreich, sondern auch gesellschaftlich anerkannt.
Da Gewürzspezialitäten aus Asien ein Vermögen kosteten wurde der Gastgeber nach der Menge der verabreichten Gewürze und nicht nach dem Geschmack des Glühweins gemessen. Ein weiterer Grund für die weite Verbreitung von gewürzten Weinen ist, dass die Weinherstellung zu so früher Zeit noch nicht "ausgereift" war und Wein keinen besonders guten Geschmack hatte.
Rohstoff, Farbe und Geschmack
Nürnberger Glühwein" und "Nürnberger Glühwein aus Weißwein" werden ausschließlich aus europäischem Rotwein oder Weißwein hergestellt.
Die Farbe des Nürnberger Glühweins ist rubinrot, mit einer vorgeschriebenen Farbdichte von mindestens 3 und klar. Die Farbe des Nürnberger Glühweins aus Weißwein ist leicht gelblich, klar bis opaleszent.
Der Geruch ist weinig, aromatisch nach Rotwein oder Weißwein und vorherrschend nach typischen Nürnberger Glühweingewürzen wie Zimt, Gewürznelken und Heidelbeeren duftend.
Der Geschmack wird ebenfalls als weinig und aromatisch nach Rotwein oder Weißwein beschrieben. Er schmeckt harmonisch, ausgewogen in der Süße und nach den typischen Nürnberger Glühweingewürzen, wie Zimt, Gewürznelken und Heidelbeeren.
Dem Gewürzextrakt werden zur Verfeinerung weitere, einzeln aus hochwertigen Rohwaren wie z.B. Zimtrinden, Gewürznelken, Zitronenschalen und Orangenschalen hergestellte Auszüge zugefügt. Durch die Zugabe von getrockneten Heidelbeeren und/oder Heidelbeersaft bzw. Heidelbeersaftkonzentrat erhält der Nürnberger Glühwein seine besondere Note.
Der angesprochene speziell hergestellte aromatische Würz-Extrakt ist eine fein abgestimmte Mischung (individuelle Firmenrezeptur) der Gewürze, die eigens dafür via Mazerationsverfahren und/oder Perkolationsverfahren hergestellt werden.
Spezifische Herstellung
Die Herstellung des Nürnberger Glühweins erfolgt durch eine eventuelle Zusammenstellung („Verschnitt“) ausgesuchter Rotweine oder Weißweine,
durch die Süßung des Rotweins bzw. des Weißweins mit süßenden Zusätzen,
durch die Zugabe von würzenden und fruchtigen Zutaten,
zusätzlich bei Rotwein zur geschmacklichen Abrundung durch Zugabe von Heidelbeeren.
Um die Qualität des Nürnberger Glühweins zu gewährleisten, sollte die Abfüllung in Gebinde möglichst zeitnah nach der Aromatisierung erfolgen, da über die Aufnahme von Sauerstoff die Aromenintensität leiden kann und die Qualität gemindert werden kann.
Der gesamte Herstellungsprozess muss innerhalb der administrativen Stadtgrenzen von Nürnberg erfolgen – nur so ist die Identität und Authentizität des Nürnberger Glühweins durch die Nürnberger Behörden kontrollierbar.
Das Abfüllen erfolgt idealer Weise ebenfalls im Stadtgebiet Nürnberg, allerdings ist dies keine Verpflichtung.
Geschützte Spezialität
Nürnberger Glühwein genießt seit 1991 europäischen Herkunftsschutz und ist heute als geschützte geografische Angabe (g.g.A.) bei der EU eingetragen.
Damit ist diese Bezeichnung in allen Mitgliedsstaaten der Gemeinschaft geschützt und darf nur von Erzeugern genutzt werden, die die Vorgaben einhalten.
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