Memminger Mau
Region: Schwaben
Der Memminger Mau ist ein runder Kuchen mit Mondgesicht auf der Oberseite, der hauptsächlich zu den beiden Heimatfesten "Fischertag" und "Kinderfest" gebacken wird.
Um das Gesicht nicht unkenntlich zu machen, ist lediglich der Rand überzuckert.
Der Kuchen selbst besteht meist aus Gugelhupfteig. Man kann auch einen inhaltsreichen Hefeteig in der Form ausbacken, dann bekommt der Mond allerdings "Sommersprossen": Wenn die Rosinen aus dem Teig ragen, wird das Mondgesicht eventuell unkenntlich.
Es gibt ihn nicht nur als Kuchen, aus Schokolade oder in Marzipan, sondern auch als Springerles-Model, mit dem man weihnachtliche Mau-Plätzchen backen kann.
Als der Stadtfischer den Mond aus dem Wasser angeln sollte
Zur Entstehung des Memminger Mau erzählt man sich folgende Geschichte:
"Einst ging der Ratsherr, trunken vom schweren Bodenseewein und angeregten Gesprächen, des Nachts vom Goldenen Löwen heimwärts. Damit er den Weg leichter finde, hatte er den Büttel zitiert, ihn zu geleiten. Auf ihrem Gang durch die nächtliche Stadt kamen die beiden auch an einem der vielen Zuber vorbei, die vor den Häusern, mit Wasser gefüllt, für einen möglichen Brand als Löschwasser bereitstanden. Die Nacht war mondhell und sternklar, so dass sich der runde Mond oder Mau gemütlich im Wasser spiegelte. Bei einer kurzen Verschnaufpause, die unserem Ratsherrn der genossene Alkohol abnötigte, kam diesem ein beinahe genialer Gedanke. Man könne doch, so sagte er sich, vom Weingeist auf ungeahnte Geisteshöhen gehoben, den Mau aus dem Zuber fischen und hätte damit eine ewige und immer währende Beleuchtung für das Rathaus und für die ganze Stadt. Gesagt, getan: Unter großem Lärmen wurde der Stadtfischer Lang aus dem Bett geholt, damit er sich der Sache annehme. Der Stadtfischer kam eilends herbei, und gemeinsam versuchten die drei, inzwischen unter der Assistenz der ganzen Straße, die von dem Geschrei wach geworden war, mit dem Bären, einer Art Gabelnetz, den Mau aus dem Zuber zu fischen. So fischten sie, und fischten sie - bis heute ist uns aber nicht überliefert worden, ob sie den Mau tatsächlich gefangen haben" (aus "Weißblaue Gaumenletzen", Erna Horn)."
Damit war der berühmte Memminger Mau geboren, der jahrhundertelang im Gedächtnis blieb und als Mond zu einer Kupferform gestaltet wurde, in welcher die Memminger Hausfrauen ihren Kuchen backen konnten
Literaturtipp
Weißblaue Gaumenletzen
Culinarisch- historische Betrachtungen aus Bayern im Schatten seiner Dome, Klöster und Burgen
Erna Horn
Passavia, Passau, 1972